Gedanken zur Fastenzeit 2021 – Zuversicht

Angesichts der momentanen Lage, die hauptsächlich geprägt ist von Corona, fällt Zuversicht schwer. Und wenn wir die vielen anderen Probleme dieser Welt (Klimaschutz, Kriege, ungerechte Wirtschaftsordnung, Armut, Fluchtbewegungen Populismus, autoritäre, diktatorische Regierungen etc.) mit in den Blick nehmen, könnte einen Verzagtheit befallen. Und bisher haben wir nur auf die globalen Ereignisse geschaut, unsere nationalen (Pflege, Arbeitslosigkeit, Wohnungsmangel etc.) oder gar die privaten Schwierigkeiten kommen ja noch dazu.

Zuversicht: als ich das im Internet nachgeschaut habe, wurden zuerst ein paar Ratgeber beworben. Es scheint also einen Markt zu geben für „Zuversicht“. Ich selbst nähere mich solchen Wörtern gerne über die Sprache an. Da wird im Duden als Ursprung angegeben, es komme von „sich firsehan“, d. h. „hoffen, vertrauen“, althochdeutsch zuofirsiht „ehrfurchtsvolles Aufschauen, Hoffen“, dann mittelhochdeutsch zuoversiht, belegt seit der Zeit um das Jahr 1000.

Jetzt stelle ich mir das „Aufschauen“ körperlich vor: jemand hat den Blick gesenkt, schaut zu Boden. Was sieht er? Und dann hebt er den Blick und schaut auf. Was sieht er jetzt?

Zuversicht ist aber nicht einfach „Aufschauen“, es ist ehrfurchtsvolles Aufschauen. Da wird der Blick geweitet auf etwas, das außerhalb/ oberhalb des Menschlichen liegt. Das vielleicht auch jenseits seiner Verfügungsgewalt steht.

Ein zuversichtlicher Mensch sieht also etwas, das noch auf ihn zukommt. Er sieht eine Zukunft, die jetzt vielleicht noch gar nicht erkennbar ist. Er sieht eine Zukunft, die in jedem Fall besser ist als das Jetzige.

Woher kommt die Zuversicht? Manche sagen, sie sei – wenigstens zum Teil – angeboren. Andere führen das auf frühkindliche Erfahrungen der Geborgenheit und der Sicherheit zurück. Manche sagen auch, es sei eine Haltung, für die man sich entscheiden und die man trainieren könne.

Der Psalm 46, 2 sagt: „Gott ist unsere Zuversicht und unsere Stärke.“ Zuversicht haben zu können ist sicher etwas Göttliches – gerade im Blick auf die oben beschrieben Situationen. Zuversicht haben zu können eröffnet Handlungsspielräume, setzt Aktivitäten in Gang, verändert die schweren Lebenssituationen. Zuversichtliche Menschen sind nicht Optimisten, die alles durch die rosarote Brille anschauen; vielmehr haben sie die schwere, bedrängende Situation vor Augen, können aber auch die Optionen sehen und mit ihren Ressourcen nutzen. Das macht ja die Menschen mit Zuversicht so anziehend für die Ängstlichen, sofern sie bereit sind, sich ihnen anzuvertrauen.

Wie kann man es trainieren? Vielleicht mit einem – wohl auch bewussten – Blick auf die bereits bestandenen Herausforderungen des Lebens, auf das Schöne im Leben, auf die Ressourcen (die inneren wie Gesundheit, Glauben, Lebenserfahrungen und auch die äußeren wie etwa Freunde, Finanzen, Gesundheitssystem etc.). Vielleicht ist die Fastenzeit dafür geeignet, das alles mal in den Blick zu nehmen.

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