Gerade ist der Segen wieder heftig in die Diskussion geraten. Anlass ist das Verbot einer Segnung homosexueller Paare durch den Vatikan.
In vielen Beiträgen ist schon kommentiert worden, wie weltfern und unsäglich das ist. Ich finde die Empörung sehr gerechtfertigt, zumal mit Blick auf all das, was die katholische Kirche so alles segnet oder früher gesegnet hat – ohne mit der Wimper zu zucken. Das gilt vor allem für die Segnung für Waffen.
Was mich aber am meisten verblüfft und ärgert, ist, dass hier der Segen auf einmal verstanden wird als eine Art Belohnung für moralisch einwandfreies Verhalten. Das ist er nämlich gerade eben nicht! Schon gar nicht mit dem Blick in die biblische Tradition:
Gott segnet den Menschen (Gen 1, 28), Gott segnet den Abram (Gen 12, 2), sogar der unterdrückende Pharao bittet um einen Segen (Ex 12, 32). Das Alte oder Erste Testament war zumindest in den Teilen, die nach dem Exil entstanden sind, global und universell ausgerichtet. Der Segen Gottes gilt für alle Völker, etwa auch für die Perser unter Kyros (Jes 44, 24-45,8).
Auch Jesus segnet und fragt nicht erst nach dem Lebenswandel. Ganz am Schluss die Jünger, die sich doch von ihm abgewandt hatten. Und er beauftragt die Jünger – in der Nachfolge alle Christen: „Segnet, die euch fluchen!“ (Lk 6, 28)
Segen heißt (gemäß dem Lateinischen bene-dicere = gut sagen): „Ich wünsche dir, dass dein Leben gut wird. Gott soll und wird dich dabei begleiten.“ Das ist die Zusage. So eine Zusage haben wir Menschen bitter nötig, gerade auch die, die es schwer haben im Leben, die unter Krankheiten, Krisen, Gewalt und eben auch Diskriminierung zu leiden haben. Wir als Kirche sollen (wie Abraham) ein Segen sein und nicht weitere Lasten aufladen.