Wenn es um eine moderne Seelsorge geht, wird oft vom „Sozialraum“ gesprochen. Damit wird der Raum benannt, in dem sich die Menschen bewegen. Das ist der Wohnort oder der Arbeitsplatz oder die Freizeitgestaltung. Zu diesem jeweiligen Ort gehört auch das Umfeld im Umkreis von gut 500 m (so hat es mir Mal ein Soziologe gesagt).
Als Kirche orientieren wir uns an Jesus. Was ist sein Sozialraum?
Ich habe die synoptischen Evangelien Markus, Mattäus und Lukas angeschaut. Jesus hatte als Erwachsener keinen festen Wohnort oder Arbeitsplatz. Räumlich bewegt sich Jesus vorwiegend in Galiläa bis hinauf nach Sidon und Tyrus oder östlich ans Ostufer des Sees Gennesareth. Erst ganz am Ende wandert er nach Süden, nach Jericho und Jerusalem.
Aber Jesus hatte auch seinen „Sozialraum“. Er besteht aus den Menschen. Es sind oft Kranke oder Ausgeschlossene, Sünder oder Suchende, manchmal auch Provokateure und Engstirnige. Er hat keine Berührungsängste mit Ausländern und Fremdgläubigen, auch nicht mit der Besatzungsmacht.
Jesus begegnet ihnen oft hilfreich, besonders dann, wenn er zuhört. Manchmal gelingt ihm das Zuhören nicht so Recht, er ist von missionarischem Eifer gepackt und macht dann die Entdeckung, dass auch andere ihm was zu sagen haben, was seinen Horizont erweitert. Jesus scheint viele Impulse gerade aus der Begegnung mit anderen, ihm fremden Menschen bekommen zu haben – nicht von den Bekannten seiner Heimatstadt Nazareth.
Zum Sozialraum Jesu gehört auch seine Beziehung zu Gott. Es ist eine Beziehung auf Augenhöhe, von gleich zu gleich, im intensiven Gespräch. Ein Rückzugsraum, ein Raum der Vergewisserung, des Kraftschöpfens – für sich selbst und die Begegnung mit den anderen.
Moderne Sozialraumseelsorge und alle Gläubigen in der Kirche finden am Vorbild Jesu (obwohl 2000 Jahre alt) unglaublich starke Impulse.