Weihnachten 2022

Wir sind beim Weihnachtsfest angelangt. Das ist der Tag, an dem all unsere Bedürfnisse und Sehnsüchte kulminieren. Zumindest für die, die sich in der jüdisch-christlichen Linie verstehen. Die den Messias erwarten. Die die Ankunft Gottes (das bedeutet das Wort „Advent“) erwarten. Wenn Gott kommt, wird alles Bedrohliche und Bedrängende, wird alles Leid und jede Verwundung an Körper, Seele und Geist überwunden werden. Für uns Christen ist dieser Messias in Jesus Christus zur Welt gekommen als „sar-shalom“, als „Friedensfürst“ (Jes 9, 5); so hören wir es in der Weihnachtslesung.

Dieses wunderbare hebräische Wort shalom übersetzen wir meistens mit „Friede“. Aber shalom ist weitaus mehr als (politischer) Friede. Shalom ist all das, was wir in den letzen Wochen angeschaut haben. Shalom ist der Zustand des Wohlstands im materiellen Sinne; ist die harmonische Beziehung zu anderen Menschen; ist der Einklang mit sich selbst in Seele, Leib und eigener Geschichte; ist schließlich die freundschaftliche Beziehung mit Gott. Von diesem Shalom kündet das Weihnachtsfest.

Eine Freundin hat mich neulich mal gefragt, worauf wir uns vorbereiten, wenn Gott doch schon da ist. Keine leichte Frage, die sich aber vielleicht viele stellen.

Mein Antwortversuch: Ich glaube, im Advent wird das Leiden spürbarer und der Wunsch nach Beendigung des Leidens. Und die Hoffnung auf göttliche Hilfe. Die Sehnsucht wird spürbarer und der Advent erhöht vielleicht die Aufmerksamkeit/ Achtsamkeit/ Wachsamkeit für das Göttliche. Das ist zwar da, aber (noch) nicht/ nicht immer im Bewusstsein.

An Weihnachten – für mich am deutlichsten erfahrbar in der Christmette – werde ich offener für die Verbundenheit unter den Menschen. Ich werde ergriffen von der Feierlichkeit und auch von der Stille (vor allem, wenn der Gottesdienst mit Herzblut gestaltet ist). Ich gehe getrost und zuversichtlicher heim in den Alltag. Warte darauf, dass ich Gottes Da-sein spüre. Warte nicht nur, sondern rechne damit, dass sich das Göttliche, dass sich Gott in meinem Leben zeigt. In vielfältigster Form, in vielen heilenden Begegnungen, im fröhlichen Lächeln, einem offenen Ohr, einem freundlichen Wort. Dann stimmt, was Paulus schreibt:

Erschienen ist uns die Güte und die Menschenfreundlichkeit Gottes“ (Tit 3, 4)

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