Fastenzeit 2023: 2. Woche

Bitte

Einer meiner Theologieprofessoren hat mal gesagt: „Jesus hat sich nie mit dem Danken aufgehalten, er hat immer nur gebeten.“

Die Bitte als Gebetsform ist bei uns sehr populär. Vor allem in der Form der Für-bitte. Also die Bitte für jemand anderen oder für eine bestimmte Lebenssituation. Sie greift vor allem dann, wenn unsere menschlichen Möglichkeiten begrenzt oder erschöpft sind. Etwa in einer Krankheit. Dabei ist nicht nur an den Kranken zu denken, sondern auch an die Angehörigen, die oft bis an die Grenzen der Erschöpfung gehen – und darüber hinaus.

Aus der Ausstellung: „…weil du mich berührst“ der Seniorenpastoral München

Bitte kann tatkräftige Hilfe und eigenen Einsatz nicht ersetzen, aber ergänzen. Bitte und Tat gehören wohl zusammen.

Jesus – an dem wir Christen uns orientieren – hat auch beides getan: er hat den Kranken geholfen und den Ausgegrenzten – und er hat gebeten. Auch seine Kräfte waren begrenzt und dann (und erst dann) hat er sich zum Gebet zurückgezogen. Ich vermute, zu einem Bittgebet und nicht zu Lob und Dank.

Im Ersten Testament bitten die Urväter, Mose und die Propheten, die Psalmen sind voll mit lauter Bitten: Herr, rette mich! – Reiß mich heraus aus den Fängen meiner Feinde! – Heile mich!

Auch die christlichen Kirchengeschichten sind voller Frauen und Männer, die tatkräftig und im Bitten die Welt im Großen und im Kleinen lebenswerter zu machen suchten.

Bittgebet will also eine Veränderung. Bittgebet gibt sich nicht zufrieden mit dem, was ist. Bittgebet hat nicht nur das eigene Leben im Blick, sondern auch das größere Ganze. Bittgebet hat auch die eigene Machtlosigkeit erfahren und sucht den Anschluss an Gottes Wirkmächtigkeit. Bittgebet ist erfüllt von einer Ahnung und einer Sehnsucht nach einem „besseren“ Leben, nach einem lebenswerteren, erfüllteren, gerechteren Leben. Ich wünsche mir, in den Fürbitten des Gottesdienstes sehr viel mehr von der Sehnsucht der Liturgen nach einer menschenfreundlichen Welt zu spüren.

Mein Impuls für diese Woche: Wie sieht Ihre Sehnsucht von einer besseren Welt, einem besseren Leben aus? Was können Sie selber tun – und wofür brauchen Sie die Unterstützung des Göttlichen? Um was könnten Sie also bitten?

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