Fastenzeit 2023: 3. Woche

Dank

In meiner Kindheit wurde besonders Wert auf das Danken gelegt. Nicht nur den Eltern gegenüber, sondern jedem, der uns einen Gefallen getan oder eine Freude gemacht hatte. Möglichst noch mit einem „Diener“ dazu oder bei den Mädchen mit einem Knicks. So ist ins Bewusstsein gekommen, wie sehr wir vieles anderen verdanken.

Es gibt ein wunderbares Lied (komponiert von Violeta Parra, gesungen u.a. von Mercedes Sosa), das für alles Mögliche dankt: „gracias a la vida“. Es sagt „Danke“ u.a. für die Sterne, das Gehör, das Alphabet, für die Sprache, das Lachen und das Weinen, vor allem – und immer wiederkehrend – für die Liebe.

Auch Gott gegenüber wurde der Dank groß geschrieben: Danke für die schöne Welt – danke für das Leben – danke für die Erlösung in Jesus.

Im Dank drückt sich aus, dass wir so vieles nicht selbst machen und herstellen können. Dass sich da etwas zeigt, das unserer Verfügungsmacht ein Stück weit entzogen ist. Dass ein Vorhaben gelingt. Dass die Ernte gut wird. Wenn Beziehungen gelingen, wenn Versöhnung geschieht, wenn Heilung möglich ist, dass Rettung sich ereignet. Wenn Leben gelingt.

In der Zeit von Corona haben wir vieles entbehrt, was uns vertraut und lieb geworden war: Kontakt, Berührung, Nähe, Unmittelbarkeit, Gesundheit, Lockerheit, Ausgelassenheit, Feiern …. Und wir haben erfahren, wie sehr wir auf andere angewiesen sind in der Vereinzelung oder gar Vereinsamung, in der Gesundheitsfürsorge und Pflege, in der Versorgung mit Artikeln für das tägliche Leben …

Der Ukrainekrieg zeigt uns deutlicher als die vielen anderen Kriege weltweit, wie sehr Menschen leiden, wie brutal und grausam Menschen sein können.

„a Woman protects her son“ von Samuel Aranda, aufgenommen 2011 im Jemen

Gerade das Unvollkommene, das Leidvolle, das Friedlose kann den Blick schärfen auf das, was doch an Lebensfrohem, an Lebensförderlichem, an Leichtigkeit und Hoffnungsvollem in dieser unserer Welt – der kleinen wie der großen – vorhanden ist. Aber gerade das macht mir auch deutlich, dass Dankenkönnen keine Selbstverständlichkeit ist, dass man/ frau/mensch genauso gut in der Depression und in der Verzweiflung landen kann.

Mein Impuls für die kommende Woche: suchen und entdecken Sie an jedem Tag eine (einzige) Kleinigkeit, für die ein „Danke“ möglich ist. Ein „Danke“ einem Menschen, dem Leben, Gott gegenüber.

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