Heute, am Fest der Erzengel Gabriel, Raffael und Michael, habe ich eine Predigt über „Engel“ gehört. „Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein“ – dieses Lied hat der Prediger zitiert.
Bei vielen Menschen sind die Engel hoch im Kurs. Manche Wohnungen sind voll von Engelsfiguren. Aber was sind denn eigentlich die Engel?
In der Bibel sind sie eine Erscheinungsform des Göttlichen. Sie weisen den Weg (oder verhindern unheilbringende Wege wie etwa beim Bileam). Sie gehen Wege mit wie im Buch Tobit. Sie eröffnen auch neue Lebenswege wie bei Maria und Josef. Sie stehen in schweren Stunden bei wie bei Jesus.
Engel markieren die Grenze zwischen dem Bereich des Göttlichen und des Menschlichen – und sind eine Brücke von einer Welt zur anderen.
Engel sind kämpferisch wie bei Jakob. Man kann/ muss mit dem Göttlichen ringen, vor allem in Krisen-, in Entscheidungssituationen.
Engel sind keine harmlosen Wohlfühlgestalten, wie es die Putten in den Kirchen oder die Kitschfiguren in den Kaufhäusern suggerieren.
Sie sind kraftvoll, energiegeladen, lebensförderlich, erbarmungsvoll. Sie sind für manche Menschen näher als Gott, der als unnahbar, als weit weg, als unerreichbar empfunden und geglaubt wird. Das war in Israel eine Entwicklung als „Hofstaat Gottes“ unter dem Eindruck der mächtigen Könige in Babylonien und Persien ab etwa dem 6. Jhd. vor Christus. Und wenn schon der menschliche Herrscher so machtvoll aufgetreten ist – um wieviel mehr dann Gott!
Wir sagen manchmal auch: „Du bist ein Engel für mich!“ Damit meint man, dass in diesem Menschen, egal ob Frau oder Mann oder Kind, etwas von der Art Gottes aufscheint. Eine Hilfe, eine Nähe, ein Verstehen, ein Angenommen sein, etwas Lebensförderliches. Das kann manchmal auch hart sein, eine Konfrontation – aber getragen von Wohlwollen und Freundlichkeit und Liebe. Oder auch Trost in einer traurigen, verzweifelten Situation. Dann kann sich durch diesen Menschen eine neue Sicht auf das eigene Leben auftun, eine neue Lebenserspktive gar.
Einen solchen Engel zu haben, ist etwas Göttliches. Ist die Erfahrung des Göttlichen mitten im Leben.