Neulich hatte ich ein kleines Gespräch mit einem jungen Postler. Schnell kamen wir auf die Vorzüge eines heutigen Rentnerlebens, die es für ihn in 20 bis 30 Jahren nicht mehr geben wird. Seine Sicht auf seine Zukunft war eher sorgenvoll. Ich dagegen habe als junger Mann hoffnungsvoll und zuversichtlich in die Zukunft geblickt. Welch ein Unterschied!
Ich will dieses kleine Zwei-Minuten-Gespräch nicht verallgemeinern, aber doch zum Anlass nehmen, über „Zukunft“ nachzudenken.
Zukunft ist nicht mehr automatisch gekoppelt mit einem „Mehr“ an: Wachstum, Lebensstandard, Zufriedenheit, Frieden…. Zukunft wird eher erlebt als bedroht – von Krisen, Zerstörung (der Umwelt, des Lebensstandards, der Sicherheit), Krankheit, sozialer Abstieg etc.
Grob gesehen entdecke ich zwei Antwortwege auf dieses Gefühl von Bedrohung, auf diese Interpretation einer Welt als eine bedrohte Welt:
Die eine Antwort besteht darin, die reale Bedrohung (etwa durch den Klimawandel oder die Globalisierung) zu leugnen oder Schuldige auszumachen (etwa die Migranten, die Politiker, die da oben). Der Gewinn ist ein größeres Wirgefühl (wir gegen die), der Preis eine Verschärfung der Lage, weil sich im Wesentlichen nichts ändert.
Die zweite Antwort ist eine Veränderung unseres Lebensstiles. Der Gewinn ist noch nicht ganz greifbar, könnte aber in einer lebenswerten Zukunft für alle liegen. Der Preis ist, eine Beschränkung unseres Lebensstandards in Kauf zu nehmen.
Warum schreibe ich das auf die Seniorenseite?
Vielleicht könnten wir alle – Junge und Alte – profitieren von der Lebenserfahrung der Senioren. Damals gab es auch viele Ängste, viel Elend und wenig Perspektive. Und es gab Mut und Zuversicht, was Neues zu wagen: „Lasst uns mehr Demokratie wagen“, hat Willy Brandt gesagt. Wir Ältere haben auch Fehler gemacht in unserer Zukunftsgläubigkeit, unserem Energieverbrauch, unserer Wirtschaftsform, unserem Denken des „immer mehr“. Fehler, die es zu korrigieren gilt. Mit viel Mut, mit anderem Denken, in einem Miteinander beim Lösungen finden.Die Senior*innen könnten da eine wichtige Stimme werden, wenn sie es denn wagen würden und wenn sie gehört würden. Ein Forum dafür könnte ein Seniorenkreis sein – oder eine Pfarrgemeinde – oder eine Partei – oder …
Dazu möchte ich ermutigen!