Impuls zur Fastenzeit 2025/ 2

Erste Woche

Was bedeutet „Fasten“? Dem will ich in den Impulsen zur Fastenzeit 2025 nachgehen mit Hilfe von biblischen Texten. Heute stelle ich eine Geschichte vor, die wohl die wenigsten kennen. Sie steht im 1. Buch Samuel ganz am Anfang (1 Sam 1).

Die Geschichte handelt von Hanna. Sie war die Frau von Elkana, aber die beiden hatten keine Kinder. Elkana hatte noch eine zweite Frau: Peninna. Mit Peninna hatte Elkana mehrere Kinder. Immer, wenn Elkana zum Heiligtum nach Schilo zog, gab er Peninna und allen ihren Kindern „ihren Anteil“. Der Hanna gab er aber das Doppelte, weil er sie liebte. Peninna war eifersüchtig und hat das die Hanna spüren lassen, sie „demütigte Hanna, weil sie keine Kinder hatte“. Hanna reagierte darauf mit Tränen und Fasten. Im Vers 1, 7 heißt es: „… Hanna weinte und aß nichts.“

Hier ist der Zusammenhang wichtig, indem das Fasten steht: es ist die Trauer, die Traurigkeit. Das Fasten ist geradezu der Ausdruck für die Trauer (neben den Tränen). Es geht also nicht um Buße, es geht nicht um Umkehr, es geht nicht um eine Verhaltensänderung. Es geht um den Ausdruck eines Gefühls.

Wir kennen das ja auch, dass wir wenig oder nichts essen können in Zeiten der Traurigkeit, der Trauer. Ich erinnere mich noch gut an eine Frau, deren Mann ich beerdigt hatte. Diese Frau hatte nichts mehr essen können, aber (nur für mich!) immer eine Brotzeit hergerichtet, wenn ich sie besucht habe. Das gemeinsame Essen (darauf habe ich bestanden – aber es war wohl nicht nur das Essen und es war nicht nur ich) hat ihr dann wohl ganz allmählich wieder ermöglicht, die Trauer zu überwinden.

Wie geht die Geschichte mit Hanna weiter?

Hanna zieht mit hinauf zum Priester Eli in Schilo. Dort hat sie auch am gemeinsamen Mahl teilgenommen. Danach hat sie zum Herrn gebetet um einen Sohn. Dieses Gebet wurde erhört und sie hat den Samuel geboren. „Samuel“ ist ein sprechender Name und bedeutet: „Gott hat gehört“. Dieser Samuel ist später einer der ganz großen Propheten Israels geworden.

Für uns könnte diese Geschichte vielleicht eine Hoffnungsgeschichte werden: dass aus Trauer und Traurigkeit heute auch etwas sehr Lebensdienliches, Lebensförderliches werden kann. Aber davor steht wohl – wie bei Hanna –, der Traurigkeit nicht auszuweichen, sondern sie auszudrücken in einer Form, die dem eigenen Leben, dem eigenen Wesen entspricht.

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