Impulse zur Fastenzeit 2025/ 7

Karwoche

Mk 2, 19

„Warum fasten deine Jünger nicht?“ So wird Jesus gefragt.

Das ist auch für mich merkwürdig, dass die Freunde und Freundinnen Jesu nicht fasten, wenn alle anderen fasten.

Dazu müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass das Fasten in erster Linie ein Ausdruck von Trauer ist. Trauer über einen Verlust – etwa beim Tod eines Angehörigen. Oder Trauer um den Verlust von Lebensträumen wie bei der Hanna im Buch Samuel.

Wen haben denn die Jünger Jesu verloren?

Zum zweiten ist Fasten auch Ausdruck einer Umkehrbereitschaft. Die Pharisäer und auch die Jünger des Johannes leben noch im Zeitalter der Erwartung. Der Erwartung des Messias, der alles gut machen wird (auf unterschiedlichen Ebenen: politisch, sozial, individuell etc). Der vor allem die Sünder von ihrer Schuld befreit und sie wieder in die Gemeinschaft eingliedert. Das Fasten diente dazu, diese Umkehrbereitschaft öffentlich zu zeigen – und Gott um Vergebung zu bitten.

Jesus aber ist in den Augen seiner Freundinnen und Freunde schon der Messias. Er ist schon da. Das neue Zeitalter hat bereits begonnen. Das gilt erst recht für die Gemeinde, für die das Evangelium geschrieben ist. Die Erlösung, die Vergebung, die Aussöhnung ist also bereits geschehen. Wozu also fasten?

In der katholischen Kirche gilt der Brauch, dass man am Sonntag nicht fasten muss. Die Sonntage als „Herrentage“ – sprich: Tage, an denen man sich Jesus noch mehr verbunden weiß durch den Gottesdienst – sind vom Fasten ausgenommen. An diesen Tagen ist Jesus noch mal mehr da – und eben nicht abwesend. Also entfällt da das Trauerfasten.

Feiertage waren auch im Judentum vom Fasten ausgenommen – etwa bei einer Hochzeit. Darauf verweist das Bild vom Bräutigam. Feiern hat Vorrang vor dem Fasten.

Die Fastenzeit endet mit dem Gründonnerstagsgottesdienst. Bis dahin können wir von der österlichen Bußzeit reden, von der Vorbereitung auf das Auferstehungsfest. Bis dahin ist das Fasten ein Ritus der Orientierung. Wie bei Jesaja im Kapitel 58. Wie bei Jesus in der Wüste.

Ab dem Gründonnerstag mit dem Abendmahl verwandelt sich das Fasten in ein Trauerfasten. Weil mit dem Verrat in Gethsemani, mit der Verurteilung und der Hinrichtung Jesu der Verlust im Mittelpunkt steht. Und an Ostern, bei der Auferstehung, ist er wieder bei uns. Das Fasten hat ein Ende.

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