Gedanken zum Karsamstag 2020

Jesus vom Kreuz abgenommen und in den Armen seiner Mutter. Keine biblische Erzählung und zwar nicht einmal im Johannesevangelium, dem einzigen, bei dem Maria, die Mutter Jesu, unter dem Kreuz steht.

Gleichwohl hat die Pieta in der Volksfrömmigkeit und in der Kunst einen besonderen Stellenwert. Vor allem die Mütter können den Schmerz Mariens nachvollziehen über den Verlust des Sohnes. Wie viele Mütter haben das im Laufe der Geschichte erlebt! Sei es durch eine Krankheit (oft schon im Kindbett), sei es durch Unfälle, sei es durch den Krieg. Das Bild hier zeigt eine Frau, die ihren verletzten Sohn im Arm hält – eine moderne Pieta.

Dieses Bild hat der Fotograf Samuel Aranda im Jemen 2011 während des arabischen Frühlings gemacht. Es wurde zum Mahnmal und ging zu Herzen. So viel menschengemachtes Leid! Wozu sind Menschen fähig? Nicht nur im Krieg, auch im „Alltag“. Gewalt in den Familien, Gewalt an Kindern und Frauen, Gewalt zur Unterdrückung von Gruppen und Völkern.

Gewalt in vielen Formen: in der Sprache, im Handeln, im Zulassen und Wegschauen.

Die Pieta zwingt uns zum Hinschauen. Vielleicht (wenn man sie nicht als Kunstobjekt – etwa von Michelangelo – ansieht) löst sie ein Gefühl von Traurigkeit aus (mit den Opfern) oder auch Wut (auf die Täter).

Der Karsamstag ist für mich so ein Tag der Besinnung und des Innehaltens.

Samuel Aranda, world pressphoto 2012

https://www.google.de/url?sa=i&url=https%3A%2F%2Fwww.catawiki.de%2Fl%2F14981097-samuel-aranda-1979-sanaa-yemen-2011-world-press-photo-winner-print&psig=AOvVaw3WU8nA0jviHDM348M6-5je&ust=1586414220543000&source=images&cd=vfe&ved=0CAkQjhxqFwoTCJi3z9Kb2OgCFQAAAAAdAAAAABAa

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