Der Advent ist eine Sehnsuchtszeit. Sehnsucht nach einem vollkommenen Leben. Und zwar für alle, nicht individualistisch. Ich möchte für die Adventssonntage den Blick auf die großen Themen unserer Zeit legen und Impulse aus dem Glauben suchen.
3. Adventswoche: sozialer Zusammenhalt
Eine der großen Herausforderungen bei uns in Deutschland (aber auch anderswo) ist der soziale Zusammenhalt. Ich habe schon in der letzten Woche die „Abgehängten“ erwähnt. Aber auch Kinder, die es mit der Bildung schwer haben oder Senior*innen, die der Fürsorge und der Pflege bedürfen, machen die Wichtigkeit eines Zusammenhalts sichtbar. Und zwischen diesen beiden Polen gibt es viele Lebenssituationen (Frauen, Alleinerziehende, Migranten, Traumatisierte …), die einen Unterstützungsbedarf haben. Aber welche Art von Unterstützung ist jeweils nötig?
Es gibt bei uns sehr viele Menschen, die ansprechbar sind durch die Notlage anderer. Ich habe in meinem letzten Beitrag die vielen Ehrenamtlichen erwähnt. Viele Menschen lassen sich die Not anderer zu Herzen gehen. Das war 2015 so, als viele Asylsuchende bei uns ankamen. Das war dieses Jahr so gegenüber den Frauen und Kindern, die Sicherheit vor dem Krieg suchten. Da haben wir ein sehr offenes Herz gezeigt. Es gibt auch alltägliche Beispiele: Ehrenamtliche in den Sportvereinen, im Besuchsdienst, bei den Kommunen und Wohlfahrtsverbänden, in der Nachbarschaftshilfe … Nicht zu vergessen die vielen, die von ihrem Vermögen andere mit Spenden unterstützen.
Sozialer Zusammenhalt ist wichtig und auch immer bedroht. Von außen (etwa durch Krieg und Terror) oder durch innen (etwa durch Fake News, Neid, Hass).
Bedrohungen gab es auch schon zu Zeiten der Bibel. Wer damals den Zusammenhalt bedrohte (ob willentlich oder nicht), wurde ausgegrenzt – zum Schutz der größeren Gemeinschaft. Ich denke dabei an Sünder, an Aussätzige, an Straffällige.
Jesus geht den umgekehrten Weg zur Ausgrenzung. Er holt die Ausgegrenzten wieder zurück, macht sie wieder salonfähig. Bietet ihnen die Hand zur Umkehr und Rückkehr. Bietet ihnen neue Gemeinschaft mit festem Zusammenhalt. So etwa bei Zachäus; bei der Sünderin, die ihm die Füße wäscht; beim „Besessenen“ von Gerasa oder den zehn Aussätzigen, die er heilt; usw…
Ausgegrenzt zu werden, das war auch die Erfahrung der jungen Kirche. Die junge Christengemeinde wurde etwa in der Mitte des ersten Jahrhunderts aus der Synagoge ausgeschlossen, weil sie nicht mehr dem Glauben der Juden entsprach. Aber die Christen haben in Jesus eine neue Gemeinschaft erfahren und einen starken Zusammenhalt quer durch alle Bevölkerungsschichten, quer durch ganz Kleinasien und Südeuropa. Ein Beispiel für diesen Zusammenhalt sind die Sammlungen für notleidende Menschen und Gemeinden, von denen die Apostelgeschichte berichtet. So hat sich eine schlimme Erfahrung gewendet.
Das ist etwas, das uns selber auch gut tut, wenn jemand die Hand ausstreckt in unsere Richtung und zeigt: „Wir gehören zusammen.“ Wenn wir durch den Zusammenhalt erfahren, dass schwere Lebenssituationen bestanden werden können. Wenn wir erfahren, dass wir im Miteinander mehr sind denn als Einzelne. Es tut auch anderen gut, wenn sie Solidarität und Zusammenhalt durch uns erfahren. Sei es durch ein freundliches Lächeln, durch ein offenes Ohr, durch eine hilfreiche Geste …. Bestimmt haben auch Sie selbst gute Kompetenzen und Ideen!