Der Advent ist eine Sehnsuchtszeit. Sehnsucht nach einem vollkommenen Leben. Und zwar für alle, nicht individualistisch. Ich möchte für die Adventssonntage den Blick auf die großen Themen unserer Zeit legen und Impulse aus dem Glauben suchen.
4. Woche: Frieden
Seit knapp zehn Monaten herrscht in der Ukraine Krieg. Das ist aber nicht der einzige auf dieser Welt. Es gibt ca. sechs Kriege und viele bewaffnete Konflikte überall auf der Welt. Also: eine richtig friedliche Welt gab es nie.
Durch den Ukrainekrieg wird aber allen, die wie ich weit nach dem 2. Weltkrieg geboren sind, auch bewusst, wie sehr die Menschen zu leiden haben. Wir richten den Blick mehr auf die Opfer und weniger auf die Sieger und Gewinnler des Krieges. Wir wissen spätestens seit Afghanistan, wie sich diese Leiderfahrungen über Generationen in die Seele der Menschen einbrennen.
Jesus kommt als „Friedensfürst“. In diesem Titel spiegelt sich die Sehnsucht der Menschen damals wieder, deren Leben auch von Krieg, Gewalt und Unterdrückung geprägt war. Es ist bis heute eine unerfüllte Sehnsucht. Und es ist immer noch eine wirkmächtige Sehnsucht.
Vielleicht ist beides wichtig: dass sie unerfüllt ist und wirkmächtig. So bleibt die Sehnsucht ein Motor, sich nach den je eigenen Kräften für den Frieden einzusetzen. Sie bleibt auch Kraftpotenzial. Wir können und sollen die Verantwortung nicht abschieben an einen Gott, der wie auch immer Frieden schafft. Wir können und sollen eigene Fähigkeiten wirken lassen: in der lauten Stimme, in der Unterstützung der Leidenden und Opfer, nicht zuletzt im Gebet, das den „Friedensfürsten“ anruft als Unterstützer.