zum 4. Adventsonntag
Wir bereiten uns im Advent vor auf Weihnachten – das Fest der Geburt Jesu. Aber wofür steht der Name „Jesus“? Worauf richten wir uns aus? Dazu sollen meine Gedanken Impulse geben.
Universalität
Jesus steht für Universalität. Das ist am Anfang sichtbar in der Erscheinung des Engels bei den Hirten, die am unteren Ende der sozialen Leiter leben – und bei der Erscheinung des Sterns bei den „Königen“, die ganz oben stehen.
Im Laufe der Evangelien lernt Jesus erst noch, was der Prophet Jesaja schon 600 Jahre vorher wusste: dass nämlich Gott einer ist, der sich nicht nur den Juden verbunden fühlt, sondern allen Menschen, egal aus welchem Volk, welcher Religion, welcher Weltgegend. Besonders deutlich wird das Lernen Jesu in zwei Gesprächen: der Begegnung mit der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4, 6) und im Gespräch mit der kanaanäischen Frau (Mt 15, 21ff) – beides Frauen (mit denen MANN nicht sprach), beide Ausländerinnen, beide Fremdgläubige. Beide aber auch selbstbewusst, hartnäckig, unerschrocken. In diesen Begegnungen überwindet Jesus seine eigenen Begrenztheiten im Denken und in seiner Sendung. Sodass er am Ende seine Jünger hinaussendet in die ganze Welt.
In unserer heutigen Welt erleben wir das Erstarken von Nationalismus, die Abgrenzung und Abschottung von anderen Menschen, Kulturen, Lebensweisen. Sei es beim Thema Migration oder der geschlechtlichen Identität oder der politischen Weltanschauung oder in Klimafragen oder der Verteilungsgerechtigkeit oder ….
Innere und äußere Mauern werden hochgezogen, man versucht, sich vor anderen zu schützen, erlebt – nein, befürchtet sie als Bedrohung. Stellung zu beziehen ist wichtiger als Zuhören und Verstehen. Sich durchzusetzen wichtiger als Kompromisse.
Jesus steht für das genaue Gegenteil: Verbindung suchen, Versöhnung schaffen, Beziehungen (wieder) herstellen. Damit stellt er sich gegen den Mainstream, bekommt Ärger, wird angefeindet. Das Ende ist bekannt.
Aber seine Botschaft geht weiter, seine Jüngerinnen und Jünger (heute würden wir sagen: Influencer) tragen sie in die ganze Welt – bis zu uns heute. So können wir Weihnachten feiern heute Abend. Nur ein besinnliches Fest? Oder Aufbruch von etwas Neuem/ Altem?
Christsein heißt eben nicht, den anderen zu verteufeln. Heißt nicht, den anderen schlecht zu machen (sondern gut zu machen – und damit bei sich selber anzufangen). Heißt nicht, sich selbst in den Vordergrund zu rücken, sich groß zu machen (wie wir es von manchen – auch schon wieder abgewählten – Präsidenten kennen).
Christsein heißt: Brücken bauen; heißt: den anderen sehen, hören, groß machen. Christsein heißt: universell denken und handeln.
Christsein heißt, so zu leben wie Christus (in unserem je eigenen, durchaus begrenzten Rahmen), weil wir an uns selber erfahren haben, wie es ist, geheilt zu werden, besucht zu werden, hineingenommen zu werden, dazugehören dürfen ….